Unsere Rede auf dem Revolutionären 1. Mai 2019 in Nürnberg

Über 3000 Menschen beteiligten sich an der diesjährigen revolutionären 1.Mai-Demo in Nürnberg – gegen Patriarchat, Imperialismus und Rassismus.
Beim Auftakt hielten die Prolos eine Rede:

Wir begrüßen euch recht herzlich im Namen der Prolos,

Es ist 2019 und die Zeit drängt. Die Herrschenden haben es schon fast geschafft den Planeten irreversibel zu zerstören. Der Imperialismus sorgt für Kriege überall. Und das mit den FaschistInnen an der Macht ist ja auch nicht gerade besser geworden, blickt man nach Nord-und Südamerika und Europa. Alles in Allem, könnte man sagen, sind wir ziemlich am Arsch. Und das gerade an einem Punkt, an dem es eigentlich unbedingt unsere Stärke bräuchte, wenn man etwa die Klimakatastrophe noch verhindern will.

Doch schaut man genau hin, fällt einem der Pessimismus schon schwerer. Gerade im letzten halben Jahr tut sich doch einiges, auch wenn die radikale Linke zu marginal ist, um ein wesentlicher Teil davon zu sein. In Frankreich kämpfen die gilets jaunes gegen den Neoliberalen Umbau ihres Landes, personifiziert in Macron, der diesen Protest niederschlagen lässt und seine Bullen auf die Leute hetzt. Überall auf der Welt gehen seit Monaten immer mehr junge Menschen auf die Straße und fordern eine konsequentere Klimapolitik, da sie ihre Zukunft in Gefahr sehen. Die Fridays For Future Bewegung hat das Potenzial, ein Bewusstsein zu schaffen und Veränderungen zu bewirken. Es reicht aber nicht, wie etwa die Grünen meinen, einfach alles zu elektrifizieren. Das Problem ist die verschwenderische kapitalistische Produktionsweise an sich!

Einer grüner Kapitalismus wird den Planeten nicht retten. Weite Teile der Wissenschaft sind sich einig, dass nur noch ein grundlegender Bruch mit der aktuellen Ordnung das kann. Was die Menschheit also eigentlich immer noch braucht, ist eine radikale Veränderung des Wirtschaftssystems. Ein radikaler Bruch mit der auf Ausbeutung von Mensch und Natur beruhenden alten kapitalistischen Scheiße. Ein radikaler Bruch mit imperialistischen Kriegen. Ein radikaler Bruch mit der Allmacht der Herrschenden, deren Arroganz immer offener zutage tritt.

All das geschieht im Kleinen schon und sollte noch ausgeweitet werden: es werden Kohlekraftwerke lahmgelegt, es werden Rüstungsfirmen blockiert, es wird regelmäßig die Champs Elysee in Paris zerlegt. – Alles Zeichen, dass von uns auch etwas zurück kommt, wenn sie uns fertig machen. Durch jede Aktion schallt ihnen, mal mehr -mal weniger laut, ein NEIN entgegen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Doch es braucht noch mehr, um den Wahnsinn zu beenden. Wir brauchen auch einen Plan, was anstelle ihres Systems treten soll.

Was die Menschheit braucht ist eine ökologisch-soziale Revolution! Doch was meinen wir denn damit ?

Wir meinen, dass die Zeit mehr als reif ist,

für eine neue Aufklärung und wieder-Verwissenschaftlichung von Diskursen, anstatt von der Autoindustrie gekaufte Wissenschaftler, die uns Lügen erzählen, damit der Profit nicht in Gefahr gerät. Setzten wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse sinnvoll in der Produktion ein, können wir einen nie da gewesenen Wohlstand für alle erreichen.

für ein neues Verhältnis der Geschlechter, das auf Gleichheit hinausläuft, anstatt der patriarchalen Unterdrückung, die unter Anderem Haushalt und Kindererziehung immer noch größtenteils auf Frauen abwälzt

für einen Staat, der zurück in die Gesellschaft geholt wird, anstatt der immer krasseren Überwachung und allmächtigen Bullen, die sich in diesem Land alles erlauben können. Wir können unser Zusammenleben selbst organisieren.

für einen neuen Optimismus, denn die Voraussetzungen für einen neuen sozialistischen Versuch im 21. Jahrhundert sind um einiges besser als noch vor 100 Jahren. Wir könnten ohne Mühe alle ernähren. Wir könnten ohne große Mühe allen eine Wohnung besorgen, schmeissen wir die Bonzen erstmal aus ihren Villen und enteignen Immobilienkonzerne. Und dann könnten wir uns überlegen, wie wir in Zukunft mit der Umwelt umgehen wollen, um die kommende Katastrophe doch noch abzuwenden.

Also auf zum Kampf für all das! Keine Frage, es sind miese Zeiten für die revolutionäre Linke. Doch aufgeben ist keine Option. Gerade jetzt muss man sich doch aufraffen. Gerade jetzt muss man aktiv sein, sich organisieren und die Unentschlossenen von unserem Plan überzeugen. Denn wenn wir ehrlich sind, sind wir ja die einzigen mit einem realistischen Ausweg aus dieser Misere. Also seien wir realistisch und fordern das angeblich Unmögliche, das nur so lange unmöglich bleibt, bis es sich in den Köpfen der Menschen zur Möglichkeit entwickelt. Seid also umtriebig und verbreitet die Frohe Botschaft, dass uns aus all der Scheiße nur eine Linke Lösung retten kann! 100 Jahre nach Rosa Luxemburg heißt es nämlich nicht mehr „Sozialismus oder Barbarei“ sondern eher „Sozialismus oder Untergang“. Lasst uns den Untergang gemeinsam verhindern. Die Zeit drängt.

Für einen unversöhnlichen Klassenkampf von unten!

Für die soziale Revolution!

Dankeschön.

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